08.07.2023 In den Tropen - GPS 19° 38,307' S 134° 11,519' E Weiter nach Norden in die Tropen Weiter geht es auf dem Stuart Highway nach Norden; noch sind wir nicht in den Tropen, also weiter bis das Wetter besser wird. Nach Coober Pedy sind wir also erstmal weiter bis zum Kulgera Roadhouse, wo wir ein Zimmer gebucht hatten. Am nächsten Tag gleich weiter bis Aileron Roadhouse, wieder in einem Zimmer ("Cabin"). Danach wieder eine recht lange Fahrt auf dem Stuart, bis Tennant Creek, wo wir dann wieder gecampt haben, diesmal 3 Tage. Dann wurde es wieder spannend: Am nächsten Tag wollten wir beim Daly Waters Pub campen, da war es früher urig und nett. Aber diesmal: keine Chance, alles voll! So sind wir weiter nach Norden bis zum Larrimah Roadhouse, wo wir für eine Nacht gecampt haben. Denn von dort sind nur noch 80 km bis Mataranka, der erste Ort, der uns wirklich interessiert.
Kulgera Roadhouse Mo 03.07.2023: Morgens in Coober Pedy sind wir früh aufgestanden und haben das Zelt abgebaut, denn um 10:00 müssen wir spätestens auschecken auf dem Campplatz. Dauert halt noch etwas lange bei uns, ist reichlich Arbeit, besonders wenn alles kalt und voller Tau ist. Wir brauchen noch mehr Übung und besseres Wetter. Ging aber dann, mit leichter Verspätung. Dann tanken (uff, ziemlich teuer hier), 407 km auf dem Stuart nach Norden, und wir sind in Kulgera. Dieses Roadhouse kannten wir ja schon von 2006, denn hier endet auch der Oodnadatta Track und führt auf den Stuart. Der Campplatz ist eigentlich recht idyllisch, vom lärmenden Generator abgesehen, der das Roadhouse 24 Stunden mit Strom versorgt. Gleich neben dem Campplatz stehen ein paar Cabins, von denen wir eine gebucht hatten. Etwas heruntergekommen, mit unappetitlichem Bad, aber so ist das hier. Immerhin heizt die Klimaanlage, und Strom haben wir auch. Es gibt auch einen typischen Pub im Roadhouse, und nur hier gibt es WLan. Und auch gegessen haben wir da. Für Andrea gab es sogar Salat; man darf hier halt keine hohen Ansprüche stellen, speziell nicht als Vegetarier. Leider hatte man aber vergessen, bei dem Doppelbett Bettwäsche aufzuziehen, es gab nur eine (ziemlich dreckige) Überdecke. Andrea hat dann ein paar Decken von uns verwendet, und so ging es leidlich. Am nächsten Morgen wollte Andrea duschen. Erst kam auch lauwarmes Wasser, aber dann, komplett eingeseift, nur noch eiskaltes! Andrea ist halb erfrohren, und so sind wir dann nach einem kurzen Frühstück weitergefahren. Am Wendekreis des Steinbocks Di 04.07.2023: Wir hatten uns ja entschieden, kompromisslos den "Run nach Nord" zu machen, bis das Wetter besser wird. Also sind wir in Kulgera los, und haben Alice Springs ausgelassen. Dieses Städtchen ist zwar ganz nett, aber für uns auch kein Highlight. Wir haben alles was wir brauchen, also fahren wir durch, denn der Stuart Highway geht mitten durch die Stadt. Wir kommen hier ja wahrscheinlich bei der Rückreise nochmal durch, und dann sollte es eh wärmer sein (Ende Frühling). Nur etwa 40 km nördlich von Alice kommt dann ein besonderer Rastplatz: der "Tropic of Capricorn" (Wendekreis des Steinbocks). Hier steht ein Monument (der Stahl-Globus im WInkel der Ekliptik), denn hier kreuzt der Stuart Highway den Wendekreis (bei 23,442028° südlicher Breite), und nach der Überquerung dieser Linie befindet man sich offiziell in den Tropen (der Südhemisphere, bei der Nordhemisphere ist es analog der Wendekreis des Krebses). Da mussten wir natürlich ein Foto machen, wie auch schon 2006. Damals war es sogar noch kälter, wie man beim Vergleich der Kleidung feststellt, obwohl das nur etwa einen Monat früher im Jahr war. Jetzt ist es hier zumindestens tagsüber leidlich warm, wenn die Sonne scheint. Wir sind jetzt also zumindest in den geographischen Tropen — immerhin, hoffentlich richtet sich das Wetter auch danach.
Aileron Roadhouse Nach dem Stopp am Wendekreis sind wir weitergefahren, und 401 km nach Kulgera kommen wir im Aileron Roadhouse an, wo wir wieder eine Cabin gebucht hatten. Wie sich die Bilder der Cabins gleichen! Aber die Probleme sind immer anders: Auch hier gab es ein Bett (mit Bettzeug), Klimaanlage, Kühlschrank, und reichlich Steckdosen für unsere Geräte. Aber wir mussten feststellen: Außer den Lampen hatte alle keinen Strom! Das erklärte auch die feuchten Flecken auf dem Teppichboden, wo das getaute Eis aus dem Kühlschrank ausgelaufen war. Im Roadhouse sprach ich dann bald mit dem "general Manager", der zwar hilfsbereit, aber leider nicht kompetent war. Er zeigte mir den Sicherungskasten (alle Sicherungen drin), aber der war meiner Meinung nach gar nicht für die Cabins. Dann bot er uns eine (lächerliche) Entschädigung an (30 AUD, wir hatten 180 AUD bezahlt), für eine Nacht im Kalten, bei etwa 5-6 Grad, ohne Strom. Als ich ablehnte, telefonierte er erneut mit dem Eigentümer, und legte eine "fliegende" Leitung aus der Waschküche in unser Zimmer. Ich holte aus unserem Trailer unsere Leitungen und Verteiler, um alles damit zu verkabeln. Allerdings sprang dann mit Klimaanlage und Kühlschrank wieder die Sicherung heraus, zu der der "Manager" keinen Zugang hatte — jetzt war auch die Waschküche stromlos. Entnervt gab uns der Manager schließlich einen Schlüssel zum Nachbarzimmer. Das war zwar ein Single Room (mit kleinem Doppelbett), wir hatten den (teureren) Double Room gebucht. Aber Heizung, Kühlschrank, Steckdosen, alles ging, oh Wunder! Dafür nur ein Stuhl, eine Tasse usw., und nur eiskaltes Wasser natürlich. Sonst war Aileron eigentlich recht idyllisch. Etliche Pfauen liefen auf dem Gelände herum — leider mochten sie auch die Terasse hinter unserer Cabin gern, so dass diese und die Stühle darauf durch ihre Exkremente nicht brauchbar waren... Und einen schönen Sonnenuntergang gab es auch noch.
Weiter nordwärts... Mi 05.07.2023: Nach der Nacht in Aileron geht es weiter nach Norden. Auf einem Rastplatz finden wir auch eine Innovation, die wir noch nicht kannten: Einen "Mobile Phone Hotspot". Unter einer Satellitenschüssel ist ein Halter für ein Handy, und die Anleitung vom Bild ganz links. An diesem Punkt bekommt man hier im Nirgendwo tatsächlich ein Signal für das GSM-Handynetz (gibt es aber nur auf manchen Rastplätzen). Unglaublich! Reicht wohl nur ein paar Zentimeter um den Handy-Halter, und Internet gibt es natürlich auch nicht, außer als "mobile Daten" eben, via GSM. Trotzdem: das ist neu für uns. Später leisten wir uns einen Kaffee im Barrow Creek Roadhouse. Im Pub (Bild rechts) ist es urig, wie in allen Kneipen hier. Jetzt gibt es Kaffee (Löskaffee, heißes Wasser und Tassen). An der Bar hängen auch Aufnäher der deutschen Polizei. Hoffe, die Polizisten waren hier auf Urlaub, und nicht im Dienst 😉. Devils Marbles
Kurz vor Tennant Creek kommt er dann: der Karlu-Karlu Nationalpark, von den Weißen "Devils Marbles" genannt. Im Bild ganz links sieht man nur einen kleinen Teil dieser Formation. Zahllose "Teufelsmurmeln" liegen ringsherum wie hingestreut, aber diese Felsen wurden nie bewegt, weder von Menschen, noch von Naturkräften, auch den Teufel braucht man dazu nicht. Diese "Murmeln" entstehen enfach so, im Laufe langer Zeiten, nennt sich "Abschuppungserosion" oder Exfoliation. Dazu braucht es eine spezielle Gesteinsschichtung und spezielle klimatische Prozesse. Die Aboriginals haben natürlich Traumzeit-Geschichten zu Karlu-Karlu. Wir waren früher schon einmal hier, aber diese Sehenswürdigkeit liegt direkt am Stuart, und so haben wir uns einen kurzen Walk gegönnt, und ein paar Fotos natürlich. Ich schiebe noch einen Stein an die richtige Stelle, Andrea spaltet einen, nun, diese Bilder macht wohl jeder hier. Aber danach haben wir gleich unseren Nord-Run fortgesetzt und sind weitergefahren.
Tennant Creek Nach den "Marbles" sind wir weiter auf dem Stuart. Ein Road-Train wollte unbedingt vorbei, obwohl ich 92 km/h fuhr (mehr mute ich den AT-Reifen nicht zu). Im Northern Territory gilt ja Speed Limit 110 km/h, aber auf dem Stuart ist fast durchgängig 130 km/h erlaubt, und der Trucker wollte offenbar schneller als ich. Uff, ich zähle 4 Trailer, 26 Achsen, 52 Reifen. Das sind wirklich riesige Dinger! Ging aber problemlos, ist halt nicht viel Verkehr. Und knapp 100 km nach den Marbles kommen wir in Tennant Creek an, was so etwas wie eine Stadt ist. Hier haben wir 3 Tage gecampt, denn es gab ja Versorgungsmöglichkeiten, und die Solaranlage wollten wir auch testen. Bei der Anfahrt hatte ich ein Schild mit "Pizza" gesehen, und da fuhren wir abends hin. Im Dunkeln fanden wir es erst nicht, dann ein unbeleuchtetes Schild, aber um die Ecke und durch ein paar Türen gab es tatsächlich so was wie eine Pizzeria. War aber eher zum Mitnehmen, was wir auch taten. Die Leute hinter dem Tresen sehen hier draußen immer so aus, als ob sie bei ZZ Top spielen würden, waren aber freundlich, und die Pizza war auch wirklich gut. Das Beste kam am nächsten Tag. Wir fuhren zum Supermarkt, und daneben gab es einen Hardwarestore. Hatten nicht was ich suchte, speziell hatte ich bemerkt, dass in der Werkzeugkiste, die wir in Adelaide gekauft hatten, ein 15er Schlüssel fehlte — hatten sie aber nicht, wie alle Läden, wo ich vorher war. Der Kunde vor mir sprach mich an, und meinte, ich solle mitkommen. Tatsächlich war er ein Auto-Schrauber von der Werkstatt um die Ecke. Dort griff er in seinen riesigen Werkzeugkasten, und reichte mir den gesuchten 15er. Was kann ich bezahlen, fragte ich. Nee, meinte er, ist schon OK, nimm ihn einfach mit. Wo gibt es sowas heute noch?
Sa 08.07.2023: Morgens früh das Zelt abgebaut, und weiter geht es. Ach ja, die Solaranlage hat übrigens prima funktioniert, steuert Sonnenzellen, Servicebatterie, und Verbraucher wie Kühlschrank, Elektronik, Lichter usw. Diesmal ist unser Ziel Daly Waters. Das ist ein sehr bekanntes Roadhouse mit sehr urigem Pub, etwas abseits vom Stuart, etwa 400 km nördlich von Tennant Creek. Um 13:45 Uhr kamen wir dort an (Bild links oben), also eigentlich relativ früh, und — wurden abgewiesen! Es sei alles voll, nichts mehr zu kriegen, wir sollten zurück zum Stuart fahren, und es im Hi-Way Inn (ein anderes Roadhouse) versuchen. Auch dort wurden wir abgewiesen (alles voll). Ja, es sind noch Schulferien in den Northern Territories, und zudem Wochenende... So mussten wir weiter fahren, und erreichten nach 594 km (ab Tennant Creek) abends das Larrimah, wo wir endlich einen Platz (ohne Strom) für die Nacht bekamen. Im Larrimah Roadhouse ist alles auf "Pink Panther" getrimmt, wie man an der Puppe im Helikopter vor dem Eingang sehen kann. Auch im Pink Panther Pub sind solche Puppen, und im Biergarten radeln sie auf einem 3er-Tandem... Eigentlich war es im Larrimah gar nicht schlecht. Üppig Platz, allerdings direkt am Highway, also nachts etwas laut. Der Biergarten war nett, mit Live-Musik, Holzfeuer, und ziemlich italienischer Pizza. Zusätzlich gab es noch einen schönen Sonnenuntergang. Jetzt sind wir also wirklich in den Tropen angekommen; schon in Tennant Creek war es nicht mehr kalt, nur nachts etwas kühl, und mit jedem Tag wird es tropischer. Auch der Regen scheint vorbei, zum Glück! Damit endet also unser "Nord-Run", das Klima ist erträglich, und morgen wollen wir weiter nach Mataranka, die erste Gegend, wo wir wirklich hinwollen 😉. Andreas Kommentar: Ja, die Roadhouse Zimmer sind gewöhnungsbedürftig. Irre teuer, dafür meist ziemlich runtergekommen. Ok, wissen wir jetzt, hoffe wir brauchen das nicht mehr so oft. Aber wenn man eine lange Strecke fährt und erst spät ankommt, ist es doch recht aufwändig das Zelt auf- und am frühen Morgen wieder abzubauen. Nun, mit mehr Routine sollte auch das drin sein. Tennant Creek war der erste warme und entspannte Ort. Die ganzen Läden sehen alle so aus, als seien sie schon lange verlassen, haben aber auf und sogar ein ausreichendes Angebot. Wegen der Hitze im Sommer machen Schaufenster wenig Sinn und die Fronten sind eher abgedunkelt. Das Larrimah "Pink Panther" Roadhouse fand ich auch toll, sehr leckere Pizza und freundliche Leute. Der Campground war gar nicht so schlecht, zwar direkt am Highway, aber nachts fährt da eh kaum jemand, und am frühen Morgen wird man pünktlich durch den zunehmenden Verkehr geweckt, so dass man auch zeitig loskommt. Ist ja auch nicht zum längeren Urlaub machen gedacht. Jetzt freu ich mich erst mal auf die heißen Quellen im Elsey Nationalpark und Mataranka. |
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