Australien 2006
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05.09.06 Shark Bay - GPS   26° 24,0' S   114° 10,0' E Karte

Panorama
Am Point Quobba

Shark Bay

Shark Bay assoziiert man in Westaustralien gleich mit Monkey Mia, aber da waren wir nicht! In Monkey Mia kann man zu bestimmten Zeiten mit 50 anderen Leuten im Wasser stehen, und wenn man Glück hat Delfine füttern. Ist mehr was für Japaner (die werden dort Busweise hingekarrt) und Kinder; wir haben später noch Delfine direkt am Strand gesehen - ohne gaffende Meute drumherum. Aber auch ohne dieses "touristische Highlight" gibt es im Bereich der Shark Bay eine ganze Menge Interessantes zu sehen.

Fährt man von Coral Bay nach Süden, so überquert man zunächst den Wendekreis des Steinbocks...

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Überschreiten des Wendekreises

Am Wendekreis des Steinbocks Karte

Hier verlässt man offiziell die Tropen, obwohl zu dem Zeitpunkt das Wetter noch ganz nett und warm war, vergleicht man dieses Bild mit dem Foto vom selben Breitengrad auf der Hinfahrt.

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Blowhole bei Point Quobba

Blowhole Küste und Point Quobba Karte

Weiter nach Süden gibt es kurz vor Carnarvon einen Abzweig an die Küste zu Point Quobba. Dort wird Wasser von der Brandung durch Löcher im Kliff gepresst und schießt als Fontäne in die Höhe: die "Blowholes". Ist schon echt beeindruckend welche Power dahintersteckt. Manche Leute meinen dennoch genau dort Fischen zu müssen, und es hat wohl schon Todesfälle gegeben, wie eine Tafel dort zeigt. Manche Wellen sind eben etwas höher und können einen schon von den Klippen waschen. Witzigerweise war auf dem Schild noch eine Zeile für einen weiteren Namen freigelassen. So nach dem Motto: Du kannst der Nächste sein, der hier verewigt wird...

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Brandung bei den Blowholes

Hier sieht man ganz gut, welche Brandung dort herrscht. Und zu dem Zeitpunkt war wenig Tidenbewegung (Halbmond) und Niedrigwasser. Da kann's ganz schön hergehen.

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Point Quobba

Ganz in der Nähe gibt es einen einfachen Campground, auf dem wir in sehr schöner Umgebung eine seeehr windige Nacht verbracht haben. Es war so windig, dass ich kaum das Nudelwasser kochen konnte, da die Gasflammen waagerecht weggeblasen wurden und nur gelegentlich den Topfboden trafen. Ric hat dann die ganze Zeit den Camptisch vor den Kocher gehalten um den Wind abzuschirmen, aber es hat immer noch über eine halbe Stunde gedauert einen kleinen Topf Wasser zum Kochen zu bringen. Der Wind sollte uns eine Weile begleiten, und was danach kam, war auch nicht wirklich besser...

Hier unser Blick vom Campground auf eine kleine vorgelagerte Insel am Point Quobba. Bei Niedrigwassser kann man hinüberlaufen. Das Wasser war super klar, nur leider schon zu kalt zum Schnorcheln, und einen Neoprenanzug haben wir nicht dabei.

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Telegraphenstation bei Hamelin Pool

Hamelin Pool

Im Scheitel der Shark Bay liegt Hamelin Pool. Dort hat es zwei Besonderheiten. Zum einen gibt es dort eine Telegraphenstation, die bis 1980 in Betrieb war und jetzt als Museum erhalten wird. Von internationalem Interesse war diese Station, als sie einen Tag lang mal der NASA ausgeholfen hat: In Carnarvon im Norden gibt es eine große Satelliten-Schüssel, die die NASA für Kommunikation während des Gemini-Programms in den 60ern genutzt hat. Von dort ging das ganze nach Perth und dann via Überseekabel nach USA. Nun war die Hauptleitung aus irgendwelchen Gründen an einer Stelle unterbrochen, und da erinnerte man sich an die kleine Station in Hamelin Pool. Zu der Zeit wohnte hier nur noch ein Ehepaar, das die Station betreute. So ging einen Tag lang die Kommunikation über Hamelin Pool, bis die Hauptleitung wieder repariert war. Sie hat dafür eine hübsche Perlenkette und er eine goldene Uhr von der NASA bekommen.

Für 5 Dollar kann man sich die Station angucken und bekommt noch allerhand Geschichten erzählt.

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Stromatolithen

Zum anderen gibt es dort Stromatolithen, eine der ältesten Lebensformen auf der Erde überhaupt. Stromatolithen werden von einzelligen Cyano-Bakterien gebaut, die Sedimente binden. Cyano-Bakterien leben von Fotosynthese und produzieren Sauerstoff. Tags wachsen sie und nachts ohne Licht sterben sie ab und bilden so mit den eingefangenen Sedimenten Schicht für Schicht die Stromatolithen auf. (Fragt mich nicht wie das genau alles funktioniert, bin kein Biologe :-))

Vor 3,5 Milliarden Jahren haben diese Bakterien erstmals den Sauerstoff-Gehalt in der Luft so ansteigen lassen, dass sich eine Ozon-Schicht und damit erstmals höher entwickeltes Leben bilden konnte, da die Ozonschicht die harte kosmische Strahlung abhält.

Diese Stromatolithen leben dort seit ca. 5000 Jahren, und zwar deshalb, weil das Wasser hier extrem salzhaltig ist (wenig Umlauf, hohe Verdunstung) und so nicht viel anderes hier lebt, was z.B. Cyano-Bakterien als Nahrung verwendet.

Es gibt wohl auf der Erde nur noch zwei weitere Stellen, eine auf den Bermudas und eine weiter südlich in Westaustralien, wo es Stromatolithen gibt.

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Am Shell Beach

Shell Beach Karte

Shell Beach ist auch so eine Besonderheit. Der ganze Strand ist aus kleinen Muscheln gebildet, teilweise ist die Schicht bis zu 10m hoch. Diese kleinen Muscheln leben auch von Cyano-Bakterien. Und zwar in ihrem Inneren. Wachsen die Muscheln, wird auch die Kalkschale dicker und die Bakterien bekommen nicht mehr genug Licht und sterben ab. Damit stirbt auch die Muschel, da sie keine Nahrung mehr hat. So leben diese Muscheln zwar nur ca. 2 Jahre, sind aber immer satt. Diese Massen von kleinen Muscheln bilden u.a. den Shell Beach. Regenwasser, bzw. die Kohlensäure darin löst den Kalk teilweise an, und beim Trocknen werden die Muschelteile zusammengebacken.

Das Material wurde früher und wird teilweise heute noch mit Sägen abgebaut, zurechtgeschnitten und statt Ziegelsteinen zum Haus- und Mauerbau verwendet. Die losen Muscheln werden industriell abgebaut und als Zufutter für Hühner (macht die Eierschalen hart), für die Zementindustrie oder einfach als Verschönerung von Wegen und Plätzen verwendet. Diese Muscheln werden als erneuerbare Ressource angesehen, da permanent neue Massen davon angeschwemmt werden.

Hier noch eine kleine Galerie aus der Shark Bay:

 

Rics Kommentar: War schon echt bitter, den Wendekreis erneut zu passieren, diesmal in der "falschen" Richtung - daher habe ich das auch etwas zögerlich gemacht (siehe Bild).

Die Blowhole-Küste liegt eigentlich noch nördlich der Shark Bay, aber von Coral Bay aus kann man nicht direkt nach Süden dorthin, denn da liegt der Lake Macleod dazwischen, ein riesiger Salzsee. So muss man also, von Coral Bay kommend, erst nach Süden um den Salzsee herum, und kommt dann nahe Carnarvon zur Blowhole-Küste, der man dann wieder nach Norden folgen kann. Von Point Quobba aus kann man noch weiter nach Norden, rund 70 km weit die Küste entlang, bevor der Track unpassierbar wird. Dort oben gibt es gute Spots zum Wellen- und Windsurfen (z.B. bei Red Bluff), aber nur zum Gucken haben wir uns diese lange, schlechte Piste doch nicht angetan ;-) Point Quobba ist übrigens wegen seiner seltenen Fauna ein "Sanctuary", d.h. es steht unter Schutz, und nichts darf hier verändert oder entfernt werden - also eigentlich dürfte man nicht einmal Muscheln am Strand sammeln. Ausnahme sind die Austern, die es hier reichlich gibt (mögen wir aber nicht).

Ach ja, der Name "Shark Bay" geht mal wieder auf den alten Dampier zurück. Weil seine Crew hier so viele Haie gefangen (und gegessen!) hat, nannte er die Bucht "Bay of Sharks".

Das Telegraphen-Museum in Hamelin Pool war wirklich interessant. Wenn man sich überlegt, dass die Amis die Kommunikation ihrer Space Mission über die Switch Box im Bild oben (direkt über der Schreibmaschine) abgewickelt haben (wenn auch nur einen Tag), kann man nur staunen. Und alles ist bei Hamelin Pool aus diesen kleinen Muscheln gemacht, ganze Häuser werden daraus gebaut - und unser Campplatz war natürlich auch damit bestreut.

Vor Jahren habe ich mal eine Doku über Stromatolithen im Fernsehen gesehen, und damals dachte ich mir, wenn ich mal nach Australien komme, muss ich mir das unbedingt ansehen. Wenn auch die "lebenden Steine" bei Hamelin Pool "erst" ein paar Tausend Jahre alt sind, vor 3,5 Milliarden Jahren hat es wohl an vielen Stellen auf dem Planeten so ausgesehen... In Hamelin Pool gibt es noch mehr ungewöhnliche Dinge, was überwiegend an dem hohen Salzgehalt des Wassers liegt (doppelt so hoch wie normal). Daher ist dieses Gebiet auch durch einen "World Heritage" Status geschützt. Trotzdem kann man es besuchen, und es war eine Reise wert :-)


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