05.08.2023 Mitchell Falls - GPS 14° 49,342' S 125° 43,072' E Mitchell Falls Vom King Edward River sind wir zum Mitchell Plateau gefahren, wo sich der mächtige Mitchell River über mehrere Kaskaden in eine große Schlucht stürzt. In dem abgelegenen Bushcamp am Mertens River haben wir unser Camp aufgeschlagen, und sind ein paar Tage geblieben. Wir sind zum Mertens River und den Little Mertens Falls gewandert, wo man in einer Höhle hinter dem Wasserfall auch uralte Felsmalerei der Aboriginals findet. Zu den eigentlichen Fällen am Rand des Mitchell Plateaus haben wir uns mit dem Helikopter fliegen lassen, sind über das Plateau gewandert, und haben auf dem langen Rückweg zum Camp den Big Mertens Fall besucht. Beim Bushwalking gab es reichlich schöne Natur zu bewundern.
Vom King Edward River zum Mitchell Plateau Do 03.08.2023: Morgens hat unser Reifen hinten rechts wieder nur 20 PSI, obwohl ich gestern auf 45 PSI gepumpt hatte. Wir riskieren es trotzdem, pumpen wieder auf, bauen das Camp ab und fahren los. Wir sind jetzt auf der Port Warrender Road. Port Warrender ist mehr eine Community als ein Dorf, aber es liegt bereits an der Küste. Viele Aboriginals wohnen dort, und Outback-Camper fahren mit ihren Booten dahin, um zu fischen. Diese Piste wird auch oft "Mitchell Track" genannt, denn mehr als ein hindernisreicher 4WD-Track ist es nicht, und es ist der einzige Track zu den Mitchell Falls. Es wird die schwierigste Piste werden, die wir bisher gefahren sind. Etwa 3 km hinter dem King Edward Campground stoppen wir und sammeln Holz, denn am Mitchell Plateau sind zwar Feuer erlaubt, aber Holz sammeln ist im gesamten Mitchell Plateau National Park verboten. Und Luftdruck prüfen wir natürlich. Erstaunlicherweise nimmt der Druck in unserem "Problemreifen" hinten rechts nicht ab. Vielmehr hat er — wie die anderen auch — zugelegt, wohl vom "arbeiten" auf der rauhen Piste. Jedenfall verschlimmert sich das Loch nicht... So fahren wir weiter, und die Gegend ist jetzt ganz anders als auf der Kalumburu Road. Es gibt Passagen mit weitem Blick, dann steil hinunter und auch wieder hinauf. Die Gegend wird grüner; man spürt, dass der Ozean nicht mehr fern ist. Und neben den weitverbreiteten Paper Bark Bäumen tauchen immer mehr Livistonia auf, eine hier endemische Palmenart. Sie wird auch "Fan Palm" genannt, also eigentlich "Ventilator-Palme", und tatsächlich sehen ihre Wedel manchmal so aus. Bald, nahe am Plateau, wird dies die dominierende Pflanze sein. Manchmal sieht der Track wirklich wie ein "verwunschener Weg" aus, fast zugewuchert von der Vegetation, eigentlich ganz hübsch anzuschauen. Dafür ist der Track aber wirklich schwierig: Neben der Corrugation, die immer schlimmer zu werden scheint, gibt es auch reichlich Hindernisse: Buckel, Löcher, Auswaschungen, Stufen, große Steine. Also können wir nicht schnell fahren, um gut über die Corrugation zu kommen, müssen oft auf unter 10 km/h herunter. Dennoch ist es ein wildes Geschüttel und Gerappel, alles quietscht, schleift, knirscht... So kommen wir kurz vor 2 Uhr Nachmittags am (einzigen) Campplatz nahe dem Plateau an, gleich am Mertens River. Nochmal Luft prüfen: der Reifen hat die Luft halbwegs gehalten, uff!
Campen am Mertens River Gerade hatten wir eine Campsite ausgesucht, da kommen die Nachbarn von der Site nebenan vorbei, und schlagen sich ins Gebüsch. Sie sagen, dort im Busch sei wohl ein "Great Bowerbird", also ein Laubenvogel, und dort sei auch seine Laube. Den "Meister" treffen wir nicht an, aber seine Laube ist tatsächlich da, sehr kunstvoll gemacht. Man sieht sogar glitzernde Steine in der Laube, wohl um etwaige Zuschauerinnen seiner Darbietungen zu beeindruckend. Und um die Laube liegen zahllose Muscheln verstreut. Die können nur aus dem Ozean sein, aber bis dahin sind es von hier gut 30 km (Luftlinie natürlich), und mehr als eine kann der Vogel wohl kaum tragen. Hat sich also reichlich Arbeit gemacht, um seine "Bühne" zu gestalten... Jedenfalls kennen sich die Nachbarn wohl aus. Ich zeige ihnen das Bild, das wir in der Katherine Gorge gemacht hatten. Den Vogel darauf hielt ich für einen Great Bowerbird, und die Nachbarn bestätigen es: Ja, das sei genau der Vogel, der diese Lauben baut. Ihn selbst haben wir zwar nicht gesehen, aber die Laube hätten wir ohne die Nachbarn wohl nie gefunden, obwohl nur etwa 10 von der Campsite entfernt. So mit den Nachbarn bekannt geworden, bauen wir unser Camp auf. Es sind schon einige Zelter hier, aber der Platz ist schon recht weitläufig. Wir haben einen schönen großen Platz, mit etwas Schatten von den Bäumen herum, und einer eigenen Feuerstelle — nicht schlecht, richtig idyllisch. Wir sind völlig fertig von der Fahrt, bauen das Zelt auf, packen alles um. Dann schnell kochen, und danach Lagerfeuer mit dem gesammelten Holz. Little Mertens Falls Fr 04.08.2023: Heute wollen wir etwas die nähere Umgebung erkunden. Unser Campplatz liegt ja gleich am Mertens River, und nicht weit davon ist der Little Mertens Fall. Den haben wir auch schon einmal gesehen, aber damals mit wenig Zeit, und nicht so ausgeruht wie wir heute sind. Der Weg dahin heißt "Punamii-Unpuu Trail", und ist nur 1,6 km lang (hin und zurück), aber Class 4, also schon schwierig. Der Weg geht vom Camp zum Mertens River, der hier nur ein kleiner Bach ist. Über ein paar Steine im Bach kommt man auf die andere Seite. Bald wird der Weg dann ziemlich "rocky", und man erklettert ein Felsplateau, wo der Mertens dann in einen Pool hinunterstürzt, die "Little Mertens Falls". Oben auf dem Plateau ist es schon toll, die Aussicht ist faszinierend. Auf dem Bild ganz links stehe ich gerade an der Kante, wo der Mertens in den Pool unter den Fällen stürzt. Den Blick von der Kante auf den Pool darunter sieht man im nächsten Bild. Das ist das Schöne hier: Keine Geländer, Absperrungen, Tourguides, nur ein Hinweisschild, dass ein Kliff halt etwas riskant ist, und abbrechen kann — man muss halt aufpassen... Wenn man das Plateau hinunterklettert, sieht man den Pool und die Fälle von unten. Echt hübsch hier! Es sind auch ein paar Leute da, auch einige Kinder, Weiße und Aboriginals. Auch die ziemlich kleinen Kinder klettern hier auf die recht hohen Felsen, sind vorsichtig, springen in den Pool, wo es ungefährlich ist. Erwachsene sind auch da, schauen sich das Treiben der Kinder aber nur aus der Entfernung an, mischen sich nicht ein. "Helikopter-Eltern" sind hier wohl ziemlich unbekannt, und die Kids haben Spaß. Es gibt hier zwei Höhlen, die beide voll sind mit "Rock Art", also uralten Felszeichnungen der Aboriginals. Die untere Höhle liegt direkt hinter dem Wasserfall, man schaut durch den Wasserschleier der Fälle auf den Pool dahinter, toll. Die obere Höhle enthält noch mehr Hölenmalerei, sogar eine Wandjina (ein Götterbildnis) ist dabei. Auch das ist toll hier: Diese Felszeichnungen sind uralt, und man kann einfach hingehen und sie ansehen. Das geht bei den meisten dieser Stellen in Australien nicht mehr (z.B. im Kakadu-NP), man darf die Bilder nur auf geführten Touren besichtigen. Aber hier, in der Wildnis am Mertens River, geht das noch, es gibt nur eine (ziemlich verwitterte) Tafel, die auf die kulturelle Bedeutung dieser Stätte hinweist. Die Aboriginals sind seit mehr als 50000 Jahren hier, und haben viele Schichten von Bildern übereinander hinterlassen. Zu dieser Zeit war bei uns in Europa wahrscheinlich der Neandertaler noch der dominierende Hominide... Aber der Weg in die Höhlen ist auch nicht einfach, er gehört eigentlich nicht zum Punamii-Unpuu Trail, ist nicht markiert, und ist wohl auch schwerer als Class 4. Manchmal steht man vor einem Felsen mit senkrechten Seiten, brusthoch, glatt, scharfkantig an den Rändern, und fragt sich, wie man da wohl hinaufkommen soll. Dicht darüber sind weitere Felsen, so dass man sich auch nicht frei bewegen kann. Die untere Höhle war schon schwierig; einen Versuch, in die obere zu kommen, müssen wir aufgeben: zu schwierig ohne alpine Kletterausrüstung. Also ein Stück zurück, und eine andere Passage versucht, ja hier geht's... Danach gehen wir wieder zurück Richtung Camp; ab dem Plateau kommt uns der Weg jetzt ziemlich einfach vor. Und wir haben es genossen, dieser Platz ist wirklich faszinierend: tolle Natur, unglaubliche Kultur-Relikte... Morgen möchten wir dann den "Mitchell Falls Trail" gehen. Das haben wir 2006 auch gemacht, aber es wird schwierig: Laut Beschreibung sind das 3,5 km schwieriger Weg (Class 5). Die angegebenen 2 Stunden dafür scheinen uns kaum realistisch. Dann das Plateau besichtigen, und den gleichen Weg zurück... Wir waren damals ziemlich fertig, als wir am Plateau ankamen, und man hat es eilig, denn der Rückweg steht ja noch an. Zudem müsste man laut Beschreibung 1 L Wasser pro Person und Stunde mitnehmen, das wären gut 6 L Wasser für jeden! Zudem sind wir nun auch 17 Jahre älter... So überlegen wir, ob wir uns per Heli vom Zeltplatz zum Plateau bringen lassen, dauert nur 6 Minuten. OK, kostet 179 AUD, aber mit Aussicht auf ein paar Luftbilder, und auf eine ausgeruhte Besichtigung der Fälle. Ja, das machen wir!An den Mitchell Falls Sa 05.08.2023: Morgens um kurz vor 8 Uhr gehen wir zur Heli-Basis gleich an unserem Camp. Zuerst wiegen (ich habe 2 kg abgenommen!) und Sicherheitseinweisung. Wir fliegen mit einem Bell 206 Jetranger. Die hinteren Türen sind abmontiert, damit man einen besseren Ausblick hat. Unser erster Heli-Flug, und der erste ohne Durchleuchten, selbst mein Taschenmesser hat niemanden interessiert :-): Bald hebt der Heli ab, und nach dem Camp überfliegen wir wilde, unberührte Landschaft. Die Weite ist wirklich unglaublich; in der Ferne sieht man vage schon den Ozean, in den der Mitchell River letztlich mündet. Schon bald erkennt man eine Formation, die Fälle am Rand des Mitchell Plateaus. Den untersten der 4 Kaskaden-Wasserfälle erkennt man schon deutlich. Der Pilot ist nett, dreht noch ein paar "Orbits", damit wir einen guten Blick auf die Fälle bekommen. Dann landet der Pilot auf dem felsigen Plateau kurz vor den Fällen. Es gibt kein Heli-Pad, er landet einfach auf dem Fels. Nur ein paar Markierungen (weiße Steine) zeigen, wie weit man vom Heli bei dessen Start entfernt sein sollte. Wir steigen aus, und der Pilot hebt wieder ab, fliegt in die aufgehende Sonne nach Osten, zurück zum Camp. Als der Heli weg ist, ist es plötzlich sehr still, nur ein paar Vogelstimmen und das Rauschen der Fälle. Wir stehen auf dem Felsplateau direkt vor der Schlucht, in die der Mitchell stürzt. Der Anblick ist wirklich überwältigend. Tatsächlich sind schon einige wenige Leute auf dem Plateau. Können wohl kaum hierher gewandert sein, um so früh anzukommen. Es ist erst etwa 1,5 Std hell, und im Dunkeln wandert diesen Trail wohl niemand — muss ein früherer Heli-Flug gewesen sein. Jetzt klettern wir ein bisschen vom Plateau an den Rand der Schlucht, hinauf und hinunter, teils etwas schwierige Kletterei, aber schließlich sehen wir den gesamten Kaskaden-Fall von vorne — toll! Wir gehen zurück zum Plateau. Ab da führt der (zumindest gelegentlich) markierte Trail zurück zum Camp. Zunächst müssen wir aber den Mitchell überqueren, direkt vor den Fällen — und das geht nicht trockenen Fußes. Auf dem Bild links sitzt Andrea dekorativ auf einem Stein mitten im Mitchell. Dann kommt eine tiefere Passage, etwas mehr als knietief. Ich ziehe Wasserschuhe an, Andrea macht es barfuß, aber ausrutschen möchte auf den glitschigen, scharfen Steinen keiner. Dann geht der Trail weiter. Die Markierungen (die man manchmal nur schwer findet) bestehen aus Pfählen, auf denen oben ein Wandjina-Bild angebracht ist. Der Weg ist schon schwierig, und es ist heiß, aber es geht. Schließlich kommen wir an einem schönen schattigen Pool vorbei, auf dem Wasserlilien wachsen. Sehr idyllisch hier. Wir rasten einen Moment im Schatten, trinken Wasser. Nicht weit hinter dem See kommen wir zu einem weiteren Felsplateau und einer Schlucht, beide riesig. Hier stürzt der Mertens River in den Mitchell River, die Big Mertens Falls. Schon enorm, diese Ausmaße, wenn das auch in der Wet noch viel spektakulärer sein muss, aber dann kommt man halt nicht hierher. Jetzt gehen wir weiter, wir haben noch einen großen Teil des 3,5 km langen Rückwegs vor uns bis zum Camp. Der Trail ändert sich, mal steinig (ist ja Class 5), mal mit dichter Vegetation. Da finden wir auch den Baum, der gerade voll mit Früchten ist. Sind das die sogenannten "Busch-Pflaumen", oder doch die "Busch-Tomaten"? Nein, ich glaube, die waren kleiner. Sind die Früchte überhaupt essbar? Wir wissen es nicht. Jedenfalls wandern wir weiter, und irgendwann wird der Weg etwas einfacher, und wir erkennen die Little Mertens Falls, wo wir gestern schon gewesen sind. Dann, gut 4 Stunden nach dem Heli-Flug, sind wir zurück im Camp. Also für mich ist die Rechnung aufgegangen. Wir hatten tolle Aussichten aus der Luft, sind ausgeruht am Plateau gewandert, und den Rückweg haben wir auch gut geschafft, aber hin und zuück wäre schon sehr belastend geworden in dieser Hitze. Für mich hat sich der Heli-Flug ausgezahlt. Abfahrt vom Mitchell River und Rückweg So 06.08.2023: Heute wollen wir zurück zum King Edward River, oder, wenn machbar, sogar bis Drysdale, denn dort könnte man vielleicht unseren Problem-Reifen hinten rechts reparieren. Der ist heute morgen wieder auf 25 PSI abgesackt, obwohl gestern auf 45 PSI gepumpt. Er hat also einen "schleichenden Platten". Wir pumpen wieder auf, und hoffen, dass wir damit durchkommen. Um 9:40 Uhr haben wir alles gepackt, und fahren los. Mittlerweile haben wir etwas Erfahrung mit der Corrugation, und auch genug "Brutalität", um das Gas durchzutreten, wenn das Schütteln schlimm wird. Außerdem erinnert man sich vielleicht an die schlimmsten Hindernisse noch vom Hinweg... Nach nur gut 2 Stunden erreichen wir den King Edward River. Wir haben laufend Luftdruck geprüft, aber keinen großen Abfall festgestellt. Wenn der Reifen langsam Luft verliert, muss er dann mehr arbeiten, wird heißer, und gleicht damit den Druckabfall vielleicht etwas aus. Wir beschließen, weiter nach Drysdale zu fahren, statt noch eine Nacht am King Edward zu campen. Tatsächlich schaffen wir es mit schneller, aber stessiger Fahrt (für Auto und Insassen) bis Drysdale. Mehr als 180 km in gut 5 Stunden, bei der Strecke! Der Wunsch nach Reifenservice treibt einen halt voran, aber wir sind angekommen :-). Andreas Kommentar: Das Mitchell Plateau war mal wieder beeindruckend, und es war gut, dass wir uns genug Zeit genommen haben. So konnten wir ausgiebig den Little Mertens Fall an einem Tag genießen und uns am nächsten Tag auf den Trail zu den Mitchell Falls konzentrieren. Auch der Heli-Flug hat sich voll gelohnt, wir waren vor der großen Hitze dort, hatten genügend Muße für alles und genügend Zeit für den Rückweg. Obwohl das Mitchell Plateau eigentlich nah am Ozean liegt, war das Wasser in den Flüssen eisig, gut zum Füße kühlen, aber zu kalt zum Schwimmen, jedenfalls für uns. Eigentlich wollten wir noch einen Tagesausflug zum Surveyors Pool weiter nördlich machen, aber wegen unserem schleichenden Platten haben wir dann davon Abstand genommen. Wie Ric schon gesagt hat, waren wir auf der Rückfahrt deutlich schneller als hin, gut 5 statt der insgesamt 7,5 Std auf der Hinfahrt. Ok, man weiß jetzt, was einen erwartet und wir wollten wirklich so schnell wie möglich wieder nach Drysdale. Für nur eine Nacht das Camp aufzubauen ist immer lästig, und noch ein paar Tage Zwischenstopp am King Edward River waren jetzt auch nicht nötig. Trotz der ganzen Rüttelei und Reifengeschichten hat sich die ganze Anstrengung gelohnt. Ist schon ein besonderer Ort dort oben im Norden. |
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