Gibb River Road 4: Bell Gorge, Windjana Gorge, Tunnel Creek
Kimberley bedeutet Gorges und Wasserfälle, und wir wollten natürlich auch so viel wie möglich
davon "mitnehmen". Man fährt weitestgehend durch privates Land. Es ist kaum vorzustellen wie groß die
Cattle Stations hier sind, wenn man gelegentlich ein "welcome to xy-Station" Schild sieht und etliche zig-km dann
das "welcome-Schild" der nächsten Station. Die paar qkm Nationalparks fallen da kaum auf.
Wasserfall in der Bell Gorge
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Silent Grove
und Bell Gorge
Erster Stopp nach Mornignton war die Bell Gorge (Teil des King Leopold Range National Parks). Dort gibt es zwei Campgrounds:
Als erstes erreicht man
"Silent Grove" (benannt nach der ehemaligen Cattle-Station die es dort gab) wo auch der Ranger stationiert ist.
Ein paar wenige Campingplätze gibt es nahe der Bell Gorge. In "Silent Grove" hängen Schildchen für jeden
Platz an der Bell Gorge. Man nimmt sich so ein Schildchen (sofern noch welche da) und der Platz ist einem sicher.
Leider waren bei unserer Ankunft alle Schilder weg, so dass wir die erste Nacht in Silent Grove verbracht haben.
Einfacher Campground, aber mit Duschen (kalt) und Wasserklo! Abends sammelt der Ranger dann die Schildchen von
denjenigen ein, die am nächsten Morgen weiterfahren und kassiert die Campground-Gebühr. Am nächsten
Morgen hängen dann die Schildchen für die freien Plätze in der Bell Gorge wieder aus, und Ric hat
uns gleich um 7:00 Uhr einen Platz gesichert. Dann konnten wir in Ruhe frühstücken und die Gorge samt den
Fällen erkunden. Das war mit Abstand das kälteste Wasser in dem ich je geschwommen bin - aber wenn man
schon mal da ist... Nachmittags haben wir dann unseren reservierten eigenen Campingplatz am Bell Creek
eingenommen
und einen herrlich ruhigen "Resttag" verbracht, mit Wasserschildkröten und Corellas geschäkert, gefaulenzt
und nachts einen herrlichen Sternenhimmel bewundert. Also, wenn man schon im Bell Gorge NP ist, sollte man mindestens
eine Nacht "dort oben" verbringen. Die Schlucht und der Wasserfall waren toll, aber für mich war das Highlight
der "eigene" Campground ohne Nachbarn direkt am Fluss - Leider keine Campfire erlaubt :-)
Freshies in der Windjana Gorge
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Windjana Gorge
Auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Herrn (hallo Armin) endlich mal ein Foto mit Krokodilen. "Leider" nur
die harmlose Süßwasser-Variante. An die gefährlichen Salzwasserkrokodile hätte ich mich nicht
so nah rangetraut. Aber die hier lagen friedlich am Ufer und bis auf 2 m konnte man schon rangehen, ohne dass
die auch nur die Augen aufgemacht haben. Schwimmen - lieber nicht. Windjana Gorge bietet einen schönen Walk
am Wasser des Lennard River, oft im Schatten der Bäume. Nebenbei kann man eben die Crocs am Ufer bewundern
und Versteinerungen in den Felsen (ein ehemaliges Devonisches Korallenriff) anschauen. Windjana und auch
Tunnel Creek liegen relativ nah an Derby, und so wimmelt es dort gelegentlich von Tagestouristen. Wir hatten aber
einen schönen ruhigen Walk ohne viele Leute. Hier sieht man mit Garantie immer Crocs, da die sich an dem
zwar trockener werdenden, aber nie ganz austrocknenden Fluss angesiedelt haben.
Tunnel Creek
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Tunnel Creek
Im Tunnel Creek Nationalpark (ca 37km von Windjana) hat sich der Tunnel Creek auf ca. 1,7km Länge unter den
Felsen der Napier Range durchgegraben. In der Trockenzeit kann man durch diesen Tunnel waten (Taschenlampe nicht
vergessen, man sieht teilweise echt nichts!). Haben wir dann auch gemacht, das Wasser war um diese Jahreszeit höchstens
etwas über knietief. Kurz nach der Regenzeit kann es auch schon mal 1,50m tief sein und ich weiß nicht,
ob mir das dann Spaß gemacht hätte - eiskalt! In der Mitte ist die Decke eingebrochen (siehe Foto), aber ansonsten
ist es völlig dunkel. Man hört Fledermäuse ("gesehen" haben wir nur Nester) und gelegentlich fällt
der Strahl der Taschenlampe auch auf ein Krokodil (nur ein Freshy). Blind möchte ich da nicht durchtapern, wer weiß
auf was man da so alles tritt. Hat aber Spaß gemacht! Jede Menge Stalagtiten gibt es auch zu sehen, und nahe der
Einbruchstelle hat es ein Baum geschafft seine Wurzeln durch den Fels, dann 2,50m Luft bis in den Boden zu treiben.
Die sind schon hartnäckig, die Gewächse in den Kimberleys.
Zurück auf "Bitumen"
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Zurück auf dem Asphalt
Ca 60km nach dem Abzweig zur Windjana Gorge haben wir die Rüttelei hinter uns! Die letzten 60km ist
die Gibb River Road geteert. Zwar nur einspurig, entgegenkommende Fahrzeuge müssen jeweils auf den Rand
ausweichen, aber, ach war das herrlich! Derby und Zivilisation (warme Duschen, saubere Füße,
kein roter Staub mehr) - wir kommen! Das mit der Zivilisation und Derby ist aber eine eigene Geschichte - man merkt
dass man hier höchstens am Rande der Zivilisation kratzt :-). Am Ende der Gibb haben wir noch einen echt tollen
Boab-Baum (siehe Galerie) gesehen; die sind irgendwie faszinierend. Jetzt in der Trockenzeit haben die meisten
Boabs Früchte, aber keine Blätter mehr. Die kriegen erst wieder Blätter vor der Regenzeit, da sie sonst
aufgrund des vielen Wassers "ertrinken" würden.
Ach ja, die Bilder sind aus Platzgründen so klein, wir werden uns aber zu Hause noch die Mühe
machen, offline die Seiten mit den Original-Bildern zu hinterlegen und auf CD zu brennen.
So, wenn ihr jetzt genug von Schluchten und Wasserfällen habt, geht's Euch wie mir! Jetzt ist mal Strand
und warmer Indischer Ozean angesagt. Jedenfalls sind das unsere nächsten Pläne - mal sehen!
Hier noch ein paar Eindrücke von dieser Etappe:
Bell Creek oberhalb der Fälle
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Windjana Gorge
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Eingang zum Tunnel Creek
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wo geht's denn hier längs?
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Skurriler Boab-Baum am Ende der "Gibb"
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Rics Kommentar:
Also, der Ranger hat auch darauf bestanden: Der Campground ist am Bell Creek, nicht an der
Bell Gorge. Da muss man noch ein paar Kilometer fahren (wirklich nur ein paar), und dann noch ein Stück
laufen bis zur Gorge. Trotzdem war das super: Nach dem Walk in der Gorge ist man ruck zuck am Platz, der
nächste Nachbar ist bald einen halben Kilometer weg, und auf halben Weg teilt man sich ein Klo.
Tatsächlich eine Wassertoilette, welch Luxus! Aber Waschbecken, oder auch nur einen Wasserhahn hat es nicht.
Na ja, trotzdem üppig. Die einzelnen Plätze haben übrigens Namen: Unserer war das "Wattle Glen". Den
hatte mir der nette Ranger empfohlen, der übrigens meinem Freund Holger K. sehr ähnlich sah (Holger:
hast Du Verwandte im Kimberley? ;-)). Und da die Campplätze soweit auseinander sind, wird die Natur auch
nur wenig gestört. Daher rumorte es ständig im Gebüsch um unseren Camper. Meist wohl Vögel,
vielleicht mal eine Schlange. Und 5 Meter hinter unserem Platz war direkt der "Bach", der Bell Creek. Da gab
es jede Menge Vögel zu beobachten, und natürlich die neugierigen Schildkröten... Echt toll!
Windjana Gorge: Ist ein netter Walk, einige Kilometer am Lennard entlang. Und am Rande die unglaublichsten
Formationen. Der Lennard hat sich hier durch die Hebung des Geländes tief in die bis zu 300m hohe
Sandstein-Formation eingeschnitten, die hier im Devon (vor gut 350 Millionen Jahren) ein gigantisches
Riff gebildet hat, das "Devonian Great Barrier Reef" mit gut 1000km Länge, von dem heute nur noch
wenige Teile an der Oberfläche sind. So hat der Lennard sozusagen einen Querschnitt durch das Riff
gegraben, und die Formationen sind wirklich faszinierend anzuschauen.
Der Tunnel Creek hat einen natürlich entstandenen Spalt in der Sandsteinformation der Napier
Range bei der Hebung so tief ausgewaschen, dass er bei Tunnel Creek eben unterirdisch verläuft.
Dieser Tunnel ist wirklich riesig, und so kann man zu Fuß unter der Range entlangwandern. Wirklich
faszinierend. Watet man allein durch diese riesige Grotte ist es schon etwas unheimlich. Wartet man
etwas, kommt bestimmt die nächste Reisegruppe, und der Tourguide weiß genau, wo die
flachsten Stellen zu durchwaten sind...
Als wir wieder Asphalt erreicht haben, war ich wirklich froh: Kein Schaden an Reifen, Aufhängung,
Chassis, Stossdämpfer, usw. Asphalt ist wirklich eine tolle Erfindung. Und jetzt gibt es erst einmal
wieder Strom für unsere Batterien, heiße Duschen, frisches Bier... Zivilisation halt!
Also: wir haben sie überlebt, die Gibb River Road! Und jetzt verstehen wir, warum uns
einige Leute, die wir vorher getroffen haben, gesagt haben: "Das müsst ihr machen! Fahrt die Gibb!".
Stimmt :-)
Nachtrag: Wie man im Web lesen kann, sind die 10 Camp-Plätze oben am Bell Creek seit
2009 dauerhaft geschlossen, und es ist nicht geplant, sie wieder zu öffnen :-(
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