Das Boot: Bavaria 46C "Elvira Thunder"
Unsere Erfahrungen mit "Elvira"
Auf dieser Seite beschreiben wir unsere subjektiven Eindrücke zu unserem Charterboot.
Vieles bezieht sich also speziell auf die "Elvira", die wir 2007 gesegelt sind, aber
vielleicht sind unsere Erfahrungen auch nützlich für Segler, die sich generell
für die Bavaria 46C interessieren.
Hersteller-Informationen zu dieser Yacht finden sich
hier. Unser Boot wurde
gechartert bei der griechischen Firma Seafarer.
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Bavaria 46C
Wir haben uns im Januar 2007 auf der Bootsmesse in Düsseldorf nach einer geeigneten
Charteryacht umgesehen, und fanden die Cruiser-Version der Bavaria 46 für unsere
Zwecke ideal: Ausreichend Platz und Komfort für 6 Personen (2 Paare, 2 Singles), und doch
ein modernes Fahrtenboot, bei dem der Segelspaß nicht zu kurz kommt. Die Firma
Bavaria hatte auch ein Boot dieses Typs ausgestellt, das wir uns von außen und innen
angesehen haben. Uns gefiel vor allem die Kabinenaufteilung mit 2 Doppelkabinen achtern,
einer sehr geräumigen V-Doppelkabine vorn, und einer zusätzlichen Kabine mit
zwei Etagenkojen an Backbord vorn. Auch die Einrichtung unter Deck war ansprechend, und
wir fanden keine ernsten Nachteile bei diesem Typ für unseren geplanten Törn.
Obwohl seit einiger Zeit Gerüchte über nachlassende Qualität bei den
Bavaria-Booten im Umlauf sind, suchten wir eine Chartergesellschaft, die uns diesen
Bootstyp für unseren geplanten Griechenland-Törn anbieten konnte. Auf dem
Messestand der Firma Master Yachting erhielten
wir das Angebot über eine "brandneue" Bavaria 46C, die von der Charterfirma "Seafarer"
in Athen betrieben wurde. Als wir diesen Charter abschlossen, existierte dieses Boot also
noch gar nicht; bei der Übernahme im September war es gerade einmal 3 Monate alt.
Es trug die Seriennummer 609 und hieß "Elvira Thunder".
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Generelles zu Elvira und Seafarer
Als wir Elvira dann in Kalamaki für den Törn übernahmen, waren wir zunächst
erleichtert, dass es sich tatsächlich um ein ziemlich neues Boot des gebuchten Typs
handelte, denn auch wir haben in früheren Jahren schon Erfahrungen mit
"virtuellen" Booten bei griechischen
Charterfirmen gemacht, wobei also ein Boot des gebuchten Typs überhaupt nicht existierte.
Aber "Elvira" war schon der richtige Typ, und auch das angegebene Alter von 3 Monaten konnte
stimmen - nach Betriebsstundenzähler und Zustand unter Deck zumindest. Allerdings schienen
Mast und Großbaum definitiv älter, und auch die (angeblich rostfreien) Niro-Beschläge
wie Steuerräder, Relingsstützen, usw. zeigten soviel Korrosion, dass uns ein Alter von
3 Monaten unwahrscheinlich schien. Wir vermuten, dass das Boot sozusagen "nackt" von Bavaria
übernommen wurde, und Rigg, sowie Beschläge aus den vorhandenen Beständen der
Charterfirma genommen wurden. Ferner wies der Rumpf an den Seiten heftige Schrammen auf, und das
Steuerbord-Bullauge der V-Kabine war von außen mit viel Silikon neu eingedichtet worden
(diese Reparatur sah wenig fachmännisch aus, erwies sich aber als leidlich dicht).
Nun ja, Charterboote werden halt hart herangenommen, und wenn man ein Boot zum günstigen
Preis chartert, muss man wohl über solche Dinge hinwegsehen... Generell ist aber zu sagen,
das das Boot sauber und in annehmbaren Zustand war, und dass die Mitarbeiter von Seafahrer
meist durchaus bemüht waren, einen guten Service zu bieten - manchmal sogar mit
Erfolg ;-)
Unter Deck
Die Einrichtung unter Deck war durchaus geschmackvoll und funktionell. In der Pantry
gab es zwei Kühlschränke: einen Toploader achtern, und einen mit senkrechter
Tür vorn unter der Spüle. Leider beide elektrisch, und damit speziell der "senkrechte"
ein ziemlicher Stromfressser. Wir haben beide Kühlschränke also nur bei laufender
Maschine oder mit Landstrom betrieben, wie auch bei der Einweisung empfohlen. Kalte Getränke
waren daher manchmal Mangelware, und verderbliche Lebensmittel hielten sich nicht lange.
Der Herd war in Ordnung
und es gab genügend Staufächer. Was uns fehlte: Salzwasserhahn und Fußpumpen.
Auch die Sitzgrupppe war ansprechend, allerding könnte es bei mehr als 6 Leuten
schon etwas eng werden. Auf dem freistehenden 2er-Sitz gibt es eine
praktische Ablage, und man kann den Sitz umklappen um an das Staufach darunter heranzukommen.
Leider funktionierte aber die Verriegelung dieses Klappmechanismus nicht: gefährlich beim
Segeln in Welle! Wir haben daher die Verriegelung meist behelfsmäßig (und umständlich)
gesichert. Auch die Kabinen boten genug Platz und allerhand Stauraum für 6 Leute. Alle
Deckenleuchten, die reichlich vorhanden waren, ließen sich zum Glück einzeln
schalten, und über der Pantry gab es noch eine (stromsparende) Neonleuchte. Die vielen
vorhandenen Ventilatoren haben wir kaum benutzt, außer mit Landstrom, denn sie bringen
nicht viel und verbrauchen recht viel Strom. Was uns störte: Die Bodenbretter, Verkleidungen
und Deckel waren schlecht eingepasst - sie klapperten und quietschten. So wurde meist die ganze Crew
geweckt, wenn sich nur jemand in der Koje herumdrehte, oder gar (über die klappernden Bretter)
zur Toilette ging. Die zwei Nasszellen waren eigentlich OK, die achtere hat noch eine
separate Dusche, die für Yachten schon als üppig zu bezeichnen ist. Allerdings fiel
die Vorschiffstoilette nach gut einer Woche aus: saugte kein Salzwasser mehr an. Statt Ersatz
oder Entschädigung zu zahlen, wollte uns Seafarer bei der Rückgabe der Yacht an den
Reparaturkosten beteiligen! Alle Crewmitglieder haben viele Jahre Erfahrung im Umgang mit
Seewassertoiletten, und so lehnten wir eine Mitschuld (wg. Fehlbedienung) entrüstet ab.
Seafarer nahm dann Abstand von der Forderung, aber unverschämt fanden wir den Versuch schon.
Noch ein Tipp: Obwohl es in den Kabinen und Nasszellen genügend freie Wandflächen gibt,
fehlen Möglichkeiten zum Aufhängen von Kleidung, Handtüchern, usw. Wir haben das
durch "Power Strip"-Haken gelöst, die sich am Ende der Tour wieder spurlos entfernen
lassen. Es war allerdings nicht leicht, diese Haken in einem der kleinen Insel-Supermärkte
aufzutreiben. Beim nächsten Mal nehmen wir diese Haken von zu Hause aus mit, schließlich
sind sie klein und leicht, und machen das Wohnen an Bord komfortabler. Auch Aufsteller für
die Türen unter Deck fehlen. Dafür empfiehlt es sich, kurze Stroppen und Klettbänder
dabei zu haben.
Cockpit und Steuerstände
Das Cockpit der Bavaria 46 ist durchaus geräumig. Hier kann man zu sechst bequem segeln,
und auch größere Crews sind kein Problem, da ja auch noch Platz am unbenutzten
Steuerstand ist. Der Cockpit-Tisch ist fest montiert und besitzt ein Staufach (z.B. für
Wasserflaschen, Ferngläser). Er läßt sich zum Esstisch ausklappen, wobei aber
2 der 6 Leute nur knapp an die Tischfläche herankommen (ist halt kürzer als das
Cockpit). Bei mehr als 6 Leuten müssen einige ohne Tisch essen. Hilfreich wäre ein
kleiner Plastik-Schemel (hatten wir schon einmal auf einem Charterboot), so dass noch eine
Person an der Kopfseite des Tischs sitzen kann. Achtern am Tisch befinden sich die Instrumente:
Ein Tri mit Speed, Echolot, Logge usw., auch die Wassertemperatur kann angezeigt werden. Speed
und Logge funktionierten nicht, aber nachdem Num den Geber im Vorschiff gereinigt hatte, ging
es wieder. Neben dem Tri ist ein Windrichtungsanzeiger - unentbehrlich, da ja das Bimini-Top den Blick
auf den Masttop verstellt. Darunter ist der Autopilot, der bei uns nicht funktionierte. Das Gerät
wurde nach einem Tag Wartezeit gegen ein neues getauscht, das aber auch nur einen Tag funktionierte.
Am Steuerbord-Steuerstand sind die Motorinstrumente unter dem Gashebel angebracht. Leider ist
der Drehzahlmesser in dem Bereich eingebaut, wo man sich bei Krängung auf Stbd-Bug mit dem
Fuß abstützen würde. Daher hatte das Instrumentenglas auch schon einen Sprung.
Auch zum Baden und gemütlichen Zusammensitzen ist das Cockpit gut geeignet: Das geteilte
Achterstag gewährt guten Zugang zur Badeplattform. Die Badeleiter könnte vielleicht
etwas solider sein. Und die Deckslautsprecher haben uns einige schöne Abendstunden beschert,
wenn wir bei stimmungsvoller Musik noch einen "Absacker" im Cockpit genommen haben.
Die beiden Steuerstände sind funktionell, obwohl ich die komplizierte Kraftübertragung
zum Ruder nicht besonders mag: Die Räder gehen etwas schwer, hatten auch reichlich Spiel,
und man fühlt einfach nicht so gut, was unten am Ruder passiert. Dafür hat die
Doppelsteuerung natürlich auch einige Vorteile: Man kann sich aussuchen, wo man lieber
steuert ("unten" mit Blick in die Segel oder "oben" mit Sicht auf die Wellen in Luv);
der Zugang zum Heck ist nicht durch das zentrale Steuerrad verstellt; der
Rudergänger-Wechsel ist auch bei schwerem Wetter problemlos...
Ferner war das Boot mit einem elektrischen Bugstrahlruder ausgestattet, das über
Knöpfe hinter dem Steuerbord-Kompass bedient wird. Es funktionierte, aber man sollte die
Kraft dieses Ruders nicht überschätzen: Von der Lee-Pier in
Ios konnten wir auch mit dem Bugstrahl nicht freikommen.
Zudem verbraucht es enorm viel Strom, und setzte bei uns schon nach kurzer Zeit wegen
Strommangels aus. Immerhin haben die Bavarias mit Bugstrahlruder eine zusätzliche Batterie,
was unsere Ladungskapazität erhöhte - sofern man das Strahlruder nicht zu oft
einsetzt. Und vor dem Einsatz sollte man Leute informieren, die sich in der V-Kabine aufhalten,
denn das Ruder macht einen Höllenlärm. Auch Sprayhood und
Bimini-Top waren in Ordnung. Sie wurden allerdings von einer Firma in Kalamaki gefertigt,
und so passten die Bügel der Sprayhoood auch nicht richtig, verklemmten sich, wenn man
sie setzen wollte. Wenn beide "Hauben" oben waren, war das Cockpit aber wirklich gut
geschützt bei schlechtem Wetter, im Hafen wie auf See. Allerdings sollte man den Windwiderstand
der "Verdecks" nicht unterschätzen; an der stürmischen Pier von Amorgos haben wir
alles heruntergeklappt um die Ankerkette und die Festmacher zu entlasten. Und auch auf
Kreuzkursen läuft es merklich besser ohne die Verdecks,
wenn man eh um jeden halben Knoten vmg kämpft.
Und bei gutem Wetter ist "Cabrio"-Fahren natürlich viel schöner. Leider gab es keine
Haken, mit denen man die Verdecks schnell lösen konnte. So mussten wir jedesmal die
Spanngurte zum Herunterklappen lösen, und alles beim Setzen wieder erneut durchspannen...
Deck, Rigg, Anker
Das Vordeck der Bavaria 46 ist geradezu weitläufig, da es kein Babystag gibt, das
die "Liegefläche" zerteilt. So gibt es hier schöne Plätze beim Segeln, wo es bis
etwa 3 Bft noch trocken ist. Direkt hinter dem Ankerkasten befindet sich ein Deckelluk, unter
dem sich ein flacher, breiter Stauraum befindet. Hier finden locker 6 Fender Platz, und
die Fernschaltung der Ankerwinsch ist hier angeschlossen. Eigentlich praktisch - bis auf
die Riegel des Luks: Sie sind identisch mit normalen Lukenriegel, die meist von innen
bedient werden. In diesem Stauraum "wohnt" aber niemand, man bedient die Riegel immer von
außen. Aber das geht nur schwer - mit einem Fuß auf einen Riegel stellen und dann
den Fuß drehen! Geht nur mit rutschfesten Sohlen, und wenn das Vordeck gut eingesalzt ist,
ist es kaum möglich. Wer hier nach rauher Fahrt versucht, an die Schaltung der Ankerwinsch
zu kommen, wird Probleme haben...
Die Segel von Elvström funktionierten soweit gut. Über
den Stand eines Rollreff-Großsegels gibt es geteilte Meinungen. Ich finde es fürchterlich,
besonders gerefft, aber das liegt wohl am Konstruktionsprinzip: keine Latten, "hohles" Achterliek,
und (rollfähig) flaches Profil - scheußlich! Aber dafür konnte man wirklich aus
dem Cockpit heraus reffen, niemand muss zum Mast oder gar aufs Vordeck. Die Winsch zum Reffen
des Großsegels am Mast, die über eine endlos-Leine bedient wird, fanden wir
gewöhnungsbedürftig, aber letztlich funktionierte sie eigentlich gut.
Das Rigg machte keine nennenswerten Probleme. Mast und Baum von Seldon waren zwar nicht neu,
aber völlig OK. Das stehende Gut war ohne Tadel. Die Relingsdrähte waren allerdings recht
"schlapp", so dass wir sie nachgespannt haben. Das laufende Gut war - wie bei Charteryachten
üblich - viel zu dick dimensioniert, so dass z.B. die Großschot sehr kinkte und
sich die zugehörigen Blöcke unter dem Großbaum um die eigene Achse zwirbelten,
was zu hoher Reibung beim Fahren der Schot führte.
Auch die Ankeranlage war eigentlich sehr gut, mit ein paar Abstrichen. Der Anker,
ein Standard-CQR oder Pflugscharanker, hat
sich immer eingegraben, und hat stets sicher gehalten, auch unter schwierigen Bedingungen:
hervorrgend! Kette hatten wir 70m (nach Angabe von Seafarer). Das kann auch stimmen, und ist
wirklich komfortabel. Allerdings gab es keine Markierungen auf der Kette, und dem großen
Kettenhaufen tief im Ankerkasten ist nur schwer anzusehen, wie lang er ist. Die üblichen
farbigen Plastik-Markierungen, die alle 10m in die Kettenglieder gesteckt werden, hätten
nur ein paar Cent gekosten, und wären sehr hilfreich gewesen.
Die elektrische Ankerwinsch ging tadellos. Wegen des tief versenkten Ankerkastens kann man
aber nicht erwarten, die 70m Kette durch simplen Druck auf die Fernschaltung hereinzuholen -
man muss schon mit einem langen Rohr (was zum Glück vorhanden war) im Kettenkasten
"rühren" und die Kettenbuchten im Kasten verteilen, damit sich kein Kettenberg aufstaut,
der letztlich die Klüse blockiert. Beim Auslegen des Geschirrs kann man bis zu etwa
3 Knoten rückwarts machen, bis die Kette so schnell wird, dass sie von der Kettennuss springt,
vorausgesetzt man stellt einen Fuss auf die Nuss um die Kette darauf zu halten. Eine
"Kettenfederung", also einen Haken, der in die Kettenglieder passt, so dass man den Zug der
Kette auf Deck mit einer Leine entlasten kann, war leider nicht an Bord. Um das Rasseln der
Kette auf Deck bei Nachtruhe zu vermeiden, haben wir eine Leine mit einem Schäkel
an die Kette gesteckt. Da ein nicht genau passender Haken aber die Bruchlast der Kette verringert,
haben wir uns das in Amorgos nicht getraut. So stand auch die Bugrolle einige Tage
unter starkem Druck. Sorry, wir hätten die teure Bugrolle gerne geschont, aber es war
kein passender Haken an Bord ;-)
Sonstiges
Hier noch ein paar Punkte, die uns negativ aufgefallen sind: Fehlende Fallen - es gab
keine "freie" Leine zum Masttop an Bord. Wir hatten zwar keine komplette Spinacker-Ausrüstung
erwartet, aber wenigstens ein Spi-Fall ist meist vorhanden. Das ist schließlich auch
die beste Möglichkeit, ein über Bord gegangenes Crewmitglied an Bord zu winschen. Auch
das Wassern und an Deck Hieven des Dingis war ohne freies Fall schwierig - und führte mehrfach
zu Rückenschmerzen. Auch die "Gangway" konnten wir so nicht anheben, damit sie nicht auf
der Pier schleift wenn sich das Heck der Yacht im Schwell bewegt. Die Rollen im Mast, die für
Spi-Fall und Topnant gedacht sind, waren natürlich vorhanden, aber es waren keine Fallen
eingeschoren, nur dünne "Pilot-Leinen". Und die Fallen für Groß- und Vorsegel
sind bei Rollreff-Anlagen ja auch am Liegeplatz nicht frei. Hier wurde am falschen Ende gespart.
Schon aus Sicherheitsgründen sollte zumindestens ein Spi-Fall vorhanden sein. Ein Spi-Baum,
mit dem man raumschots die Genua ausbaumen kann, war natürlich ebenfalls nicht vorhanden.
Planke als Gangway: Leider scheint es in Griechenland immer noch verbreitet zu sein,
Charterboote mit einer simplen Holzplanke statt einer Heck-Gangway auszurüsten, aber das
hat doch viele Nachteile: Man muss die Planke beim Segeln umständlich an der Reling
verzurren; man hat keine Leinen, mit denen man die Gangway leicht über die Pier heben kann -
so scheuert die Planke im Schwell über die Pier und auch über das Teakholz im
Cockpit, so dass nach ein paar Stunden alles voller Holzspäne ist. Wenn man die Yacht
verläßt, muss man die Planke entweder ("zum Mitnehmen") auf die Pier legen, oder
man riskiert, dass sie durch die Schiffsbewegungen ins Hafenwasser fällt...
Die Planke ist immer eine unsichere und sehr unbequeme Alternative zu einer richtigen
Heck-Gangway, und wir haben sehr wohl solche Gangways auf Charteryachten gesehen.
Auch das stillgelegte Holding-System hat uns geärgert: Obwohl das Boot
serienmäßig mit einem Fäkalien-Rückhaltetank ausgerüstet ist, sollten
wir das System (laut Seafarer) nicht benutzen, die zugehörigen Ventile waren mit Kabelbindern
in geschlossener Position fixiert! Wollte man hier den Wartungsaufwand für die Yacht verringern,
oder Probleme mit Fehlbedienungen ausschließen? Wir hätten das System gerne benutzt,
aber so mussten wir auch in Badebuchten "direkt" auspumpen, statt später auf See den
Fäkalientank zu lenzen...
Die rostigen Beschläge habe ich schon erwähnt. Klingt mehr nach Kategorie
"unschön", aber bei reichlich Rost an wichtigen Beschlägen wie Steuerrädern,
Relingsstützen, usw. sinkt auch das Vertrauen in das Boot... Ach ja, das Dingi: Es war
klein, hatte nur einen teilweise trittfesten Boden, war aber halbwegs passend für unsere
46er: Es ließ sich recht gut quer auf dem Deck hinter dem Mast stauen. Aber rudern
konnte man es nicht: Die beiden (unterschiedlichen) Paddel, die wir an Bord hatten, passten
nicht für die Dollen am Dingi, und eine Sitzbank zum Rudern (Halterung war vorhanden) war
auch nicht an Bord. Und im "Stechpaddel-Betrieb" ließ es sich auch mit 4 Leuten an Bord
nicht gegen den Wind (in einer Ankerbucht) bewegen, wie wir auf
Sifnos feststellen mussten.
OK, dafür gibt es ja den Motor - ein 2,5 PS "Bade-Motor". Er war eigentlich in Ordnung,
ließ uns aber dennoch im Stich als wir es nicht gebrauchen konnten. Und ob dieser
Motor auch bei etwas mehr Wind und Schwell (auch in Ankerbuchten nicht selten) noch gegenan
schiebt, halte ich für fragwürdig. Um das Risiko zu verringern ist daher keiner
von uns alleine mit dem Dingi gefahren, denn alleine hat man bei Motorproblemen prakisch
keine Chance...
Generell fand ich die Sicherheitsausrüstung lückenhaft.Das fehlende Spi-Fall
und das nicht ruderbare Dingi
wurden schon erwähnt. Kritisch war auch der Rettungskragen mit Blitzboje. Ja, sie waren
vorhanden, aber es gab keine Halterung an der Heckreling. Daher war der Kragen unter Deck in
einem Staufach, die Blitzboje in einer Schublade, mit nicht eingesetzten Batterien!
Wäre wirklich jemand über Bord gegangen, wäre er wohl schon außer Sicht
gewesen bis wir den Kragen einsatzbereit hätten - sehr leichtsinnig! Andererseits gab
es genügend Feuerlöscher, eine moderne Funke mit DSC-Controller, und sogar eine
EPIRB, allerdings unter Deck (wo sie wahrscheinlich weniger verschleißt). Und ob der
Gas-Sensor in der Bilge wirklich funktioniert hätte schien mir zweifelhaft, nachdem ich
mir die Verkabelung angeschaut hatte. Prüfen konnten wir es natürlich nicht...
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Resumee
Letztlich waren wir mit der Bavaria 46C als Charterboot für unsere 6-köpfige Crew
durchaus zufrieden. Sie segelte recht gut am Wind - zumindest ungerefft, und ließ sich
auch bei Wellenhöhen um 2m noch gut kontrolliert segeln. Unter Maschine erwies sich der
Saildrive als zuverlässiger und vergleichsweise leiser Antrieb - was bei den häufig
schwachen Winden in der Ägäis nicht unwichtig ist. Die Einrichtung unter Deck ist
ansprechend, wenn auch die Qualität der Verarbeitung teilweise gering ist. Besonders fällt
auf, daß das Boot auch am ruhigen Ankerplatz recht laut ist - alles quietscht und knarrt.
Aber das ist wohl eine Preisfrage. Es muss schließlich einen Grund geben, warum fast
alle Boote neueren Baujahrs, die wir auf der Tour gesehen haben, Bavarias waren ;-)
Mit dem Zustand unserer "Elvira" waren wir leidlich zufrieden. Einiges war sehr gut, vieles gut,
aber einige Punkte sollte Seafarer unbedingt verbessern, besonders bezüglich der Sicherheit,
aber auch Kleinigkeiten mit vernachlässigbaren Kosten, die aber die Lebensqualität
für die Crew deutlich erhöhen. Zugegeben, der Charterpreis war im Vergleich mit anderen
Angeboten im Revier eher niedrig, aber vergleicht man Elvira mit Booten, die entweder vom Eigner
oder vom Stützpunktleiter regelmäßig selbst gesegelt werden, ist der Unterschied
doch sehr deutlich. Solche Angebote sind aber schwer zu finden; meist wird nur auf den Preis
geschaut.
Insgesamt war der Törn mit Elvira aber durchaus gut, und ich würde nicht generell abraten,
erneut bei Seafarer zu chartern. Bei früheren Touren mit Booten von anderen Charterfirmen
haben wir schon deutlich schlimmeres erlebt ;-)