Australien 2006
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16.07.06 Gibb River Road 1 - Mitchell Plateau - GPS   14° 49,3' S   125° 43,0' E Karte

Panorama
Auf der Gibb River Road

Gibb River Road, Teil 1

647km erstreckt sich die ursprünglich für Road Trains gebaute unbefestigte Gibb River Road vom Abzweig des Great Northern Highways (40km westlich von Kununurra) bis nach Derby an der Nordküste, mitten durch das zentrale Kimberley. Dieser Straße wollen wir nun folgen. Nicht wegen der Offroad-Herausforderung, sondern wegen der vielen schönen Plätze, die man nur über diese Straße erreichen kann. Schließlich gilt die GRR als "recht gut gewartete Gravel-Road", für die 4WDs zwar empfohlen, aber nicht unabdinglich sind, und die wenigen Flussdurchfahrten sind alle nicht tief. So sieht man gelegentlich auch normale Straßenautos auf dieser Piste, aber dennoch hat es diese Strecke in sich, wie wir noch erfahren sollten. Ferner gibt es auf der ganzen Strecke praktisch keinen "Komfort", d.h. Zeltplätze mit Stromanschluss, und auch Duschen (gar warme), selbst Trinkwasser gibt es nur an wenigen Stellen.

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Steinschlag-Schaden

Fahren auf der GRR

Noch ziemlich am Anfang der Strecke kam gleich die breiteste Flussdurchquerung unser Fahrt, die Pentecost River Crossing Karte. Das Wasser war nicht sehr tief, und somit für unseren Camper kein Problem, aber die Fahrt über die Sandbänke und durch die Kiesbetten dieses breiten Flusses macht einem schon klar, dass man hier nicht auf einer "normalen" Straße fährt.

Aber das Gefährlichste beim Fahren auf der GRR scheinen nicht die (manchmal auch wirklich schlechten) Straßenverhältnisse zu sein, sondern der Gegenverkehr. In Kununurra empfahl uns ein Zeltnachbar "Wenn ein Road Train entgegenkommt, schau dass du komplett von der Straße herunter bist, bevor er dich passiert". Und einige Leute, die von Westen über die GRR nach Kununurra gekommen waren, erzählten uns von Steinschlag- und Reifenschäden, die sie erlitten hatten.

Unsere erste Erfahrung dieser Art machten wir bereits nach etwa 40 km auf der GRR: Kurz vor einer Kuppe kam plötzlich ein 4WD mit Camping-Anhänger über selbige gebraust. Ich brachte unser Auto noch zum Stehen, konnte aber nur leicht zum linken Straßenrand ziehen, da die Strecke dort recht schmal ist. Freundlich grüßend passierte der Raser gerade einen Meter neben uns mit etwa 90-100km/h, und schickte einen Hagel großer Steine zu uns herüber. Ein ziemlich großer traf die Tür 2cm hinter der Seitenscheibe, und damit nur knapp hinter meinem (Rics) Kopf (siehe Bild). Dort schlug der Stein eine tiefe Delle in die Tür und durchschlug anschließend das Lüftungsgitter der Klimaanlage. Dort richtete er zwar keinen Schaden mehr an, zudem war das Gas der Klimaanlage bereits ein paar Kilometer vorher entwichen - wie schon auf dem Oodnadatta Track: diese Anlage scheint keine Rüttelpiste zu vertragen.

Jedenfalls weiß ich jetzt, warum in Kununurra überall T-Shirts angeboten wurden mit dem Slogan "Ich überlebte die Gibb River Road". Also, wenn wir Derby heil erreichen, werde ich mir auch so ein Shirt kaufen, aber nicht vorher ;-)

Bild
Durchquerung des King Edward Rivers

Kalumburu Road und Mitchell Track

Eine der großen Attraktionen, die man von der GRR aus erreichen kann, ist das Mitchell Plateau. Um dieses zu erreichen, zweigt man nach etwa 250km von der GRR auf die Kalumburu Road ab, folgt dieser 160km nach Norden, und dann kommen nochmal 85km "richtig schlechte" Piste: der Mitchell Track. Hier kommt man ohne Allrad nicht durch, und auch die River Crossings sind so tief, dass hier ohne Schnorchel jeder Motor Wasser säuft. Das Bild zeigt uns bei der Durchfahrt durch den King Edward River Karte. Der Grund dieser Furt besteht aus (recht großen) Steinen, und unser Auto hat diese Durchfahrt, wie auch die anderen, die noch kommen sollten, klaglos gemeistert. Aber es ist schon ganz schön aufregend, wenn man nur noch Wasser um sich sieht, und das Auto eine große Bugwelle vor sich herschiebt. Leider waren bei diesen Crossings auch unsere Außenklappen unter Wasser. Da sie überhaupt nicht dicht sind, sammelt sich hier sehr viel Staub bei der Fahrt, der jetzt vom Flusswasser in Matsch verwandelt wurde. Entsprechend sah die Ausrüstung aus, die wir in diesen Fächern stauen. Aber: keine ernsten Schäden! Den Rest des Mitchell Tracks (und den Rückweg natürlich) haben wir dann die gesamte Ausrüstung innen im Camper transportiert, denn bis dort kam das Wasser nicht...

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Wasserfall am Mitchell Plateau

Mitchell Plateau

Das Mitchell Plateau ist schon beeindruckend. Tatsächlich ist man hier nur etwa 20km von der unwegsamen Küste entfernt, von dem tiefen Einschnitt, in dem der mächtige Mitchell River in den Ozean mündet. Aber diese Küste kann man nur aus dem Flugzeug bewundern, oder eben über diesen Track. Vom Campground am Mitchell Plateau sind es dann noch etwa 3,5km Fussweg zum Plateau, für die man 2-3 Stunden Zeit einplanen soll. Mit genug Zeit um das Plateau zu bewundern, und dem Rückweg natürlich, braucht das schon einen ganzen Tag. Aber das Plateau - und auch der Weg dorthin - ist wunderbar. Es gibt mehrere Wasserfälle, an denen man auch baden kann. Beim Little Mertens Fall kann man sogar hinter den Wasserfall klettern, und hat so einen wunderbaren Blick durch den Wasservorhang. Eine Reihe Bade-Pools gibt es noch auf dem Weg, und dann erreicht man die Big Mertens Falls, und das Mitchell Plateau, von dem der Mitchell River in mehreren Kaskaden Karte ins Tal donnert.

Alternativ kann man auch mit dem Hubschrauber zum Plateau fliegen, entweder vom Campground aus oder von Drysdale Station, dem nächstgelegenen Zivilistations-Stützpunkt auf der Kalumburu Road. Aber die Fotos sind wohl nicht viel besser, und der Eindruck der Wanderung, die zwar lang, aber nicht wirklich schwer ist, ist so nicht zu bekommen. Jedenfalls: dieser Platz ist nur sehr schwer und mühevoll zu erreichen, aber es hat sich gelohnt :-)

Hier noch ein paar Eindrücke von dieser Etappe:

 

Andreas Kommentar: Mitchell Falls waren Klasse, nur das Dahinkommen etwas abenteuerlich. Die Aussies rasen auf den rauhen Pisten, was das Zeug hält - oder auch nicht. Manche haben mehr als zwei platte Reifen - dumm, wenn man dann nicht mehr Ersatz dabei hat :-). Da wir nur einen Ersatzreifen haben, ließen wir es etwas langsamer angehen und haben bisher (toitoitoi) auch keine Schäden zu melden.

Die Flussdurchfahrten hier waren nicht unbedingt die schwierigsten, aber mit Sicherheit die abeneuerlichsten. Wenn du nur noch Wasser rauschen siehst und der Wagen von einem Loch in das andere fährt, bist du froh, wieder festen Boden am anderen Ufer unter dir zu haben.

Gecampt haben wir die erste Nacht auf der Gibb auf der Ellenbrae Station auf einem einfachen Bushcamp mit echt skurrilem Busch-Klo (Fotos werden bei Bedarf nachgeliefert, kann man nicht veröffentlichen). Nach der King-Edward River Crossing haben wir direkt am Fluss übernachtet. Bis auf ein paar Aussies, die ihren Generator laufen ließen, damit sie laut ihre scheußliche Country-Musik hören konnten, war es eigentlich ganz nett...

Was soll ich noch sagen? Die Fotos sprechen für sich selbst, man muss einfach dagewesen sein. Ach ja, die Straße: Ich fände es ganz prima, wenn sich die Schikanen auf eine Sache beschränken würden. Also, entweder Corrugation (da kann man dann drüberbrettern) oder Steine (da muss man dann langsam fahren) oder Wasser, aber bitte nicht alles auf einmal!!! Das Schlimme bei dem Mitchell-Track ist ja, nachdem man angekommen ist, weiß man, man muss die ganze Chose auch wieder zurück.


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